Der HV Olten hat seit Jahrzehnten eine erste Mannschaft, die nach Höherem strebt, sich in der Erstliga festgesetzt hat und auch gerne einmal in die NLB aufsteigen würde. Doch trotz ähnlicher Voraussetzungen und gleicher Kantonszugehörigkeit wie der TV Solothurn kommt es höchst selten zu einem Duell der beiden Klubs. Nun steht zum ersten Mal seit über sieben Jahren wieder ein Kantonsderby an.
Gaudenz Oetterli
Wir schreiben den 21. April 2016: im BBZ Olten kommt es zu der Begegnung HV Olten gegen den TV Solothurn. Im Handball ist diese Affiche trotz der geografischen Nähe der beiden Vereine und trotz der Tatsache, dass beide Vereine seit Jahren in der gleichen Liga spielen, eine absolute Rarität. Und auch an besagtem April-Tag treffen die beiden Kantonsrivalen nicht im regulären Meisterschaftsbetrieb aufeinander, sondern in der Aufstiegsrunde zur NLB. Denn wie eigentlich fast immer spielte Solothurn die Hauptrunde in der westlichen Gruppe 3, während Olten der zentralen Gruppe 2 zugeteilt war.
Um eine Saison zu finden, in der die beiden Mannschaften tatsächlich in der gleichen Meisterschafts-Gruppe gegeneinander antraten, dafür muss man noch tiefer in den Geschichtsbüchern graben und wird erst in der Saison 2004/05 fündig.
Nach dem Abstieg des TV Solothurn in die Erstliga kommt es diesen Samstag also endlich wieder zu einem Ereignis, das beinahe so selten ist wie eine totale Sonnenfinsternis in der Schweiz, welche ungefähr alle 22 Jahre auftritt: ein Meisterschaftsspiel zwischen dem HV Olten und dem TV Solothurn.
Viele Gemeinsamkeiten – Kanton, Saisonverlauf, Tabellenlage
Das Kantonsderby wird im aktuellen Jahr 2023 mit Sicherheit eine spannende Angelegenheit. Denn wie auf der Landkarte sind die beiden Vereine auch in der Tabelle fast Nachbarn. Mit dem Sieg über Schlusslicht Vevey (34:17) überholte Olten in der letzten Runde die Solothurner, welche ihrerseits gegen Leader Bern (24:26) knapp verloren. Gegen eben diesen Leader musste in der Runde davor auch Olten als Verlierer vom Platz, sogar noch knapper als die Solothurner, der Siegtreffer für Bern zum 28:27 fiel mit dem Schlusspfiff.
Der TV Solothurn ist also gewarnt. Mit den Dreitannenstädtern wartet ein Gegner, der es an einem guten Tag durchaus mit den besten Mannschaften in der Erstliga aufnehmen kann und gegen Teams aus dem Mittelfeld meist zu überzeugen weiss, nur einmal gegen Wacker/Steffisburg verzeichneten sie einen Ausrutscher. Ein ganz ähnlicher, bisheriger Saisonverlauf wie bei den Kontrahenten aus dem Hauptort des Kantons.
Ähnliche Leistung wie gegen den Leader gefordert
Die Oltner stellen eine junge Truppe, die meisten Jahrgänge des 22-Mann-Kaders sind 2000 oder jünger, nur gerade sechs Spieler können mit Jahrgang 1999 oder älter als Routiniers angesehen werden. Darunter befinden sich jedoch bekannte Namen wie Ilan Baumann und Moritz Aufdenblatten. Beides Spieler mit NLA-Erfahrung bei Suhr Aarau. Ilan Baumann dürfte vielen Solothurnern auch noch aus seiner Zeit beim STV Baden in der NLB bekannt sein. Zusammen mit dem 21-jährigen Timon Vonder Mühll stellt der HV Olten ein wurfgewaltiges Trio, das zusammen bereits 93 Tore erzielt hat.
Der Verteidigung des TV Solothurn obliegt die schwierige Aufgabe, diesen drei Hauptakteuren im kommenden Derby vor der Sonne zu stehen. Die Fähigkeiten dazu hat das Abwehrbollwerk der Ambassadoren bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Gerade zuletzt gegen Leader Bern hielt der TVS die produktivste Offensive der Liga in Schach und vermochte gleichzeitig endlich auch vorne Akzente zu setzen. Diese Leistung müssen die Mannen von Trainer Andri Tatarinoff erneut abrufen, um etwas Zählbares aus dem unteren Kantonsteil mitzunehmen.
Die Geschichtsbücher sprechen für eine Seite
Das handballerische Äquivalent zu einer totalen Sonnenfinsternis – die Begegnung HV Olten gegen den TV Solothurn – steigt diesen Samstag um 14 Uhr im BBZ Olten. Um sich zusätzlich noch den letzten Kick an Motivation und guten Gefühlen zu holen, lohnt sich für das Team von Trainer Andri Tatarinoff ein Blick in die Geschichtsbücher, auch wenn diese nur ganz wenige Zeilen zu dieser Affiche aufweisen. In beiden Meisterschaftsspielen vor rund 20 Jahren stand der TV Solothurn seinem Kantonsrivalen damals vor der Sonne.
Daran erinnern wird sich heute freilich keiner mehr der aktiven Spieler auf beiden Seiten – ganz im Gegensatz zum Schreibenden, der damals in beiden Duellen im Tor stand. Es gibt aber tatsächlich noch drei Spieler diesen Samstag, welche bei der letzten Begegnung der beiden Teams, in der Aufstiegsrunde zur NLB vor gut sieben Jahren, bereits mit von der Partie waren: Martin Beer und Jan Tatarinoff seitens TVS und Patrik Born beim HVO. Auch damals waren die Kantonshauptstädter siegreich. Der TV Solothurn gewann damals vor 400 Fans in Olten mit 24:21 und legte mit dem Sieg den Grundstein für den vielumjubelten Aufstieg.
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