Auswärts in Crissier hat der TV Solothurn die Erstliga-Saison im September gestartet, gegen den gleichen Gegner geht es nun am Jahresende in der Heimhalle. WEST Crissier führte die Tabelle lange an, bevor die Romands in den letzten fünf Partien zwei Remis und eine Niederlage verkraften mussten. Der TVS hingegen will im kommenden Duell Revanche nehmen für die 19:30-Klatsche im Hinspiel.
Gaudenz Oetterli
Solothurn hat das Momentum auf seiner Seite. Nach einer grossteils durchzogenen Hinrunde reihten die Ambassadoren in den letzten drei Spielen drei Siege aneinander. Zugegeben, mit Herzogenbuchsee, Chênois und Lausanne/Cugy waren es nicht die Schwergewichte, welche der TVS in die Knie zwang. Doch zuvor gelang der Truppe von Trainer Andri Tatarinoff gegen den Liga-Krösus Handball Bern (11 Spiele, 11 Siege) ein Achtungserfolg. Erst kurz vor Schluss drehten die Berner die zuvor von Solothurn dominierte Partie auf ihre Seite und siegten knapp mit 26:24.
Mit den sechs gewonnenen Punkten aus den letzten drei Spielen haben die Ambassadoren nach der Rückrunde nun, ganz im Solothurner Stil, elf Zähler auf dem Konto. Auffällig ist, dass ein Grossteil dieser Punkte gegen Teams aus der Romandie gewonnen wurden, nämlich deren sieben. Vevey und Chênois konnte der TVS klar besiegen, gegen Lausanne/Cugy war man mit etwas Mühe ebenfalls erfolgreich, in Nyon verspielten die Aarestädter in der Schlussphase beim 22:22 einen Punkt. WEST Crissier ist das einzige Westschweizer Team, das Solothurn bisher eine Niederlage beibringen konnte. Das Momentum liegt also nicht aufgrund der letzten Resultate beim TVS, sondern besonders in Bezug auf die Mannschaften ennet des Röschtigrabens.
Das Team hat Fortschritte gemacht
Die deutliche Hinspiel-Niederlage, welche der TV Solothurn Anfang Saison in Crissier erlitt, müssen die Mannen von Trainer Andri Tatarinoff für das Rückspiel aus den Köpfen verbannen. Nach der Hälfte der Spielzeit sind die Vorzeichen komplett anders. Damals musste der TVS mit vier Junioren in die Westschweiz reisen, da Leistungsträger wie Régis Laville oder Fabrice Wittwer noch abwesend waren. Zudem kassierte der so wichtige Abwehrrecke der Solothurner, Martin Beer, nach einer unglücklichen Aktion bereits vor der Halbzeit eine rote Karte. Bis dahin waren die ersatzgeschwächten Ambassadoren mit 7:9 noch in absoluter Schlagdistanz. Ohne ihren Abwehrchef stand die Mannschaft in den zweiten dreissig Minuten dann jedoch auf verlorenem Posten.
Nun sind Laville und Wittwer zurück und bewiesen in den letzten Spielen ihre Wichtigkeit in der Offensive. Und auch Routinier Martin Beer wird aus seinem Fehler von damals gelernt haben und im Rückspiel cleverer agieren. Insgesamt wird es nämlich genau diese Cleverness sein, welche dem TVS gegen den starken Gegner aus der Waadt zum Erfolg verhelfen kann. Das auf diese Saison neu zusammengestellte Solothurner Team hat in den drei Monaten bereits grosse Fortschritte gemacht. Die Spieler sind um einiges ballsicherer und vor allem weniger nervös, sowohl in der Defensive wie auch vorne. Auch in sehr engen Spielen bleiben die Solothurner meist ruhig und abgeklärt, wie auch gerade das letzte Spiel mit dem knappen 22:21 gegen das andere Team aus Lausanne zeigte.
Der Sieg beginnt im Kopf
Dass sich der TV Solothurn auch vor einem auf dem Papier übermächtigen Gegner nicht fürchten muss, hat er unlängst gegen den unangefochtenen Leader Handball Bern bewiesen. Logischerweise war da die Situation, gegen die ehemaligen Kollegen aus den letzten Saisons anzutreten und denen ein Bein stellen zu wollen, ein spezieller Kick für die Motivation. Aber genau an diesen Punkt müssen Andri Tatarinoff und seine Jungs mental anknüpfen und diese psychische Reife zeigen. Bei der guten mannschaftlichen Geschlossenheit, die der TVS hat, ist es am Ende eine reine Kopfsache, ob man einen Gegner schlägt oder nicht.
Konzentration, Entschlossenheit und die innere Überzeugung werden gegen WEST Crissier den Ausschlag geben. Denn die Romands stellen mit nur 270 Gegentreffern die beste Abwehr der Liga, knapp dahinter folgt bereits der TV Solothurn (272 Gegentore). Die Tendenz zeigt bei den Welschen in den letzten Spielen jedoch eher gegen unten. Biel und Bern schenkten WEST jeweils 32 Tore ein, und sogar dem achtplatzierten Wacker Thun 2 / Steffisburg gelangen 29 Treffer. Dies liegt daran, dass die Torhüter der Waadtländer aktuell nicht die beste Form aufweisen nach starkem Beginn Anfang Saison. Ganz im Gegenteil dazu die Keeper des TVS. Dort hat Andri Tatarinoff einmal mehr die Qual der Wahl, denn sowohl sein Bruder Jan Tatarinoff wie auch Marco Strähl zeigten sich in den letzten Partien in glänzender Verfassung. Können die beiden eine ähnliche Topleistung auch gegen WEST Crissier abrufen, dann ist der Grundstein gelegt für eine Überraschung, dann liegt der Rest bei den Offensivspielern, und in deren Köpfen.
Die Partie TV Solothurn – SG WEST Crissier findet statt am 16. Dezember 2023 um 18.00 Uhr im CIS Solothurn. Das Spiel kann im Livestream verfolgt werden, der Link dazu ist auf unseren Social Media Accounts zu finden.
Foto: Till Hunziker
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