Es war ein spezielles Spiel, das der TV Solothurn in Nyon absolvierte. Trotz langer Anreise an den Genfersee und später Anspielzeit am Abend zeigte sich der TVS in starker Verfassung. Am Ende bleibt trotz Punktgewinn beim 22:22-Remis der Ärger, dass ein Vollerfolg möglich gewesen wäre.
Gaudenz Oetterli
In den ersten beiden Spielen der Saison präsentierte sich Nyon sehr treffsicher und erzielte insgesamt 59 Tore, also fast 30 pro Spiel. Es war durchaus damit zu rechnen, dass auch Solothurn die offensive Power zu spüren bekommt. Doch die Ambassadoren hielten mit ihrer guten Deckung hervorragend dagegen und mussten lediglich 22 Gegentore zulassen. Eine solch starke Verteidigung ist meist ein Garant für Punkte, denn um die 25 eigene Treffer sollten im Handball möglich sein.
Der TV Solothurn zeigte sich jedoch gerade im Abschluss erneut zu wenig konsequent. Zwar gelang es dem Team von Andri Tatarinoff, die Quote der technischen Fehler mehr als zu halbieren und auf ein akzeptables Mass (7 Fehler) zu reduzieren, die Wurfquote hingegen ist wie schon in den ersten beiden Partien nach wie vor mangelhaft.
TV Solothurn dreht Partie vor der Pause
So lagen die Gastgeber vom Genfersee praktisch die gesamte erste Halbzeit lang leicht in Führung. Um mehr als zwei Tore konnten sie sich aber nicht absetzen und der TVS blieb stets in Schlagdistanz. Gegen Ende der ersten Hälfte gelang es den Gästen sogar, den Spiess umzudrehen. Nach dem Ausgleich in der 24. Minute traf Sandro Sieber per Penalty zur ersten Solothurner Führung und zum Pausenstand von 10:11.
Massgeblichen Anteil am Halbzeit-Lead hatte auf Seiten des TVS auch dessen Torhüter Jan Tatarinoff mit seinen insgesamt 8 Paraden. Und die Führung sollte auch nach dem Seitenwechsel Bestand haben, zumindest für rund zehn Minuten. Zweimal Régis Laville und erneut Sandro Sieber sorgten vorne für die Tore und hielten die Nyonnais auf Abstand, obwohl diese im Angriff nun besser agierten.
Den möglichen Sieg vergeben, zurückgeholt und dann hergeschenkt
In der 40. Minute kam es dann zum ersten grossen Schnitt im Spiel. Innerhalb einer Minute kassierte der TV Solothurn gleich drei Zweiminuten-Strafen und musste während einer Minute gar nur zu dritt spielen. Die Romands liessen sich vor ihrem Heimpublikum nicht zweimal bitten und nutzten die Gelegenheit, die Partie auf 17:15 zu ihren Gunsten zu drehen. Manch Solothurner dürfte in dieser Phase die Felle bereits davon schwimmen gesehen haben.
Doch die Mannen von Trainer Andri Tatarinoff fingen sich und profitierten kurz darauf von einer Doppelstrafe des Gegners. Das Duell war wieder auf Messers Schneide und es bahnte sich ein Herzschlag-Finale an. Nach gut 58 Minuten erzielte der TVS den 22:21-Führungstreffer und brachte sich in eine hervorragende Ausgangsposition für einen Sieg. Als Nyon dann bei eigenem Ballbesitz noch ein Wechselfehler unterlief, schien der Mist gekarrt zu sein. Denn dieser Fehler zieht eine Zweiminutenstrafe nach sich, inklusive Ballbesitzwechsel.
Die Solothurner hätten nun in Überzahl die Gelegenheit gehabt, auf zwei Tore zu erhöhen und das Spiel zu gewinnen. Doch anstatt selbst einzunetzen, verjubelten die Gäste gleich zwei Mal unsinnig den Ball. Beim ersten Ballverlust konnte Jan Tatarinoff im TVS-Tor den Gegenstoss noch parieren, der zweite Wurf, nach einem weiteren unnötigen Fehler, war jedoch erfolgreich. Trotz personellem Vorteil – Solothurn war immer noch in Überzahl – gelang danach in den verbleibenden 45 Sekunden kein Tor mehr und der TV Solothurn muss sich am Ende mit einem Punkt begnügen.
Mit Blick auf die Schlussphase darf man auf Seiten der Ambassadoren von einem verlorenen Punkt reden. Dennoch ist es erfreulich, dass sie mit einem starken Gegner so gut mithalten konnten. Schafft es der TVS, künftig die Wurfquote zu verbessern, so kann dieses Team mit den meisten Gegnern in der Liga mithalten.
Foto: Urs Trösch
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