Mit keinem anderen Verein verbindet den TV Solothurn eine solch langjährige und intensive Rivalität wie mit dem HS Biel. Seit vielen Dekaden treffen die Fanionteams aufgrund der geografischen Nähe immer wieder aufeinander. Und eines ist sicher: egal ob es um alles geht oder nichts, in den Spielen zwischen Solothurn und Biel ist immer Pfeffer drin.
Gaudenz Oetterli
Mal kochten die Emotionen hoch, mal ging es um nichts mehr und es gab ruhigere Partien, mal war Biel siegreich, ein paar Mal öfters war es der TVS, mal stürzte Solothurn die Bieler ins Elend des Abstiegs, mal stand Biel den Ambassadoren vor der Sonne, lange duellierten sich die Teams in den letzten Jahren in der NLB, nun folgt das nächste Duell in der Erstliga.
Für die Begegnung im Gymnasium Biel sind die Vorzeichen für einmal relativ klar. Der HS Biel ist gut in die Saison gestartet und grüsst mit fünf Punkten aus vier Spielen von Rang drei der Tabelle. Erst in der letzten Partie gegen Ligakrösus Handball Bern mussten die Seeländer ihre erste Niederlage einstecken. Und sogar diese Partie hätten die Bieler eigentlich für sich entscheiden sollen. Bis nach der 40. Minute waren sie mit einem Treffer Rückstand am Gegner dran, verschossen danach aber in der Schlussviertelstunde gleich drei Penalties und vier oder fünf freie Abschlüsse. Mit etwas mehr Kaltblütigkeit hätten die Seeländer für die erste Dicke Überraschung sorgen können in der engen Erstliga-Gruppe 3.
Biel stellt ein ausgewogenes Team
Am Ende verlor der HS Biel das Spiel mit 24:28, blieb punktelos, und teilte so das Schicksal des TV Solothurn, der seinerseits ebenfalls einen herben Dämpfer hinnehmen musste bei der deutlichen 27:34-Schlappe gegen Visp. Die Aarestädter sind aufgrund der Niederlage auf den 9. Tabellenrang abgerutscht. Bei einem weiteren Nuller droht gar der Absturz auf einen Abstiegsplatz, wobei dies so früh in der Saison noch nicht viel heissen muss.
Trotzdem ist der TVS auf jeden Punkt angewiesen, denn je früher das Punktekonto gefüllt wird, desto weniger Sorgen hat man später in der Saison. Die Aufgabe auswärts in Biel wird jedoch eine Schwierige. Biel hat mit Vinzenz Schläfli, Lukas Trummer und Tymoteusz Piatek nach wie vor viele Routiniers mit NLB-Erfahrung in seinen Reihen. Es überrascht nicht, dass die beiden Erstgenannten auch die Skorerliste der Seeländer anführen. Ebenfalls immer noch aktiv ist Altmeister und ex-NLA-Spieler Beni Steiger, der diese Saison mit 39 Jahren ebenfalls schon zwei Partien bestritt. Dazu ist das Team mit einigen jungen Talenten gespickt, die ihr Können in den ersten Spielen bereits gezeigt haben.
Aufwärtstrend der TVS-Offensive erkennbar
Wenn es um die Ausgewogenheit zwischen Alt und Jung geht, muss sich auch der TVS nicht verstecken und hat sehr ähnliche Voraussetzungen. Wie auf der Gegenseite spielen auch bei Solothurn mehrere Spieler, die lange in der NLB tätig waren. Und auch Trainer Andri Tatarinoff baut fleissig die jungen Talente des TVS in die erste Mannschaft ein. Während beim Bieler Uhrwerk die Rädchen jedoch schon recht gut aufeinander abgestimmt sind, läuft die Solothurner Präzisionsmaschine aktuell noch nicht wunschgemäss.
In der Defensive hält der TV Solothurn mit Ausnahme des Visp-Spiels bisher zwar schon gut dicht. Die Walliser legten jedoch die Schwächen im Eins-gegen-Eins schonungslos offen. Zudem trifft man mit Biel nun auf ein Team, das zusätzlich noch viel Erfahrung aufs Feld bringt. Die TVS-Verteidigung muss sich zum ersten Mal in dieser Saison gegen eine Reihe von Spielern beweisen, die schon höher gespielt haben als Erstliga.
Für Solothurn bleibt zu hoffen, dass zumindest der Aufwärtstrend der Offensive – mit zuletzt 27 Toren – anhält. Denn ziemlich genau auf diese Anzahl kam auch der HS Biel in seinen ersten vier Partien im Schnitt, und die Seeländer riefen diese Leistung bisher konstant ab. Auf dem Papier sind die Seeländer also Favorit. Aber Handballspiele werden nicht auf dem Papier entschieden, und ein Derby noch viel weniger.
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