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TVS ohne Chance gegen Visp

Die Solothurner werden vor eigenem Publikum vom Walliser Schnellzug überrollt und verlieren das Duell gegen den Tabellennachbarn mit 27:34. Die heimische Defensive liess die in den Spielen zuvor präsentierte Sicherheit vermissen und fand kein Mittel gegen die flinken Visper.


Gaudenz Oetterli


Jeder Zug benötigt eine Lokomotive, um in Fahrt zu kommen. Der KTV Visp hatte in der Partie gegen den TV Solothurn gleich deren zwei. Mit Jean-Baptiste und Lionel Karlen stellten die Walliser beide überragenden Akteure des Abends. Der kleine und sehr wendige Rückraum Mitte Jean-Baptiste sass am Steuerhebel und bestimmte Richtung und Tempo, während sein Bruder Lionel als Linkshänder von der rechten Seite und vom Penaltypunkt für die Durchschlagskraft beziehungsweise die Tore sorgte. Letzterer war mit insgesamt elf Treffern auch erfolgreichster Schütze des Spiels. Da auch der erst 18-jährige Jean-Baptiste Karlen sechs Mal selbst erfolgreich war, erzielten die beiden Brüder zusammen nicht weniger als die Hälfte der Visper Tore.


Defensiv-Desaster in der ersten Halbzeit


In den ersten drei Partien der Saison kassierte der TV Solothurn nur gerade 65 Gegentreffer, also weniger als 22 pro Spiel. Dies war bis dato eine herausragende Leistung und Ligabestwert. Gegen die schnellen Visper sah die TVS-Deckung jedoch über weite Strecken kein Licht am Ende des Tunnels und wurde vor allem in den ersten 30 Minuten komplett überrollt (10:20). Dass die Truppe von Trainer Andri Tatarinoff in einer Halbzeit fast gleich viele Gegentreffer einstecken musste wie zuvor in einem ganzen Spiel zeigt, dass die Verteidigung nicht annähernd ihre normale Leistung abrufen konnte.


Die grössten Defizite wiesen die Ambassadoren-Städter in den Eins-gegen-Eins-Duellen auf. Fast auf jeder Position liessen sich die heimischen Verteidiger wieder und wieder von den wendigen Gästen ausmanövrieren und waren den berühmten Schritt zu spät. Die dadurch entstandenen Lücken nutzte der KTV Visp konsequent aus.


Nach weniger als neun Minuten beim Stand von 2:6 sah sich TVS-Coach Andri Tatarinoff bereits genötigt, sein Timeout zu nehmen. Dies zeigte kurzfristig Wirkung und Solothurn blieb bis Minute 16 am Gegner dran (7:10). Danach verfiel das Heimteam jedoch wieder ins alte Muster und die Walliser zogen kontinuierlich bis auf zehn Tore weg.


Steigerung in Hälfte zwei reicht nicht aus


Die riesige Differenz zur Pause war jedoch mitnichten nur der schwachen Abwehrleistung geschuldet. Der TVS muss neidlos anerkennen, wie stark die Visper trotz ihres jungen Alters an diesem Abend aufspielten. Ein brutales Tempo paarten die Walliser problemlos mit einer grossen Ballsicherheit. Fand ein Spieler keine Lücke, wurde der Ball blitzschnell weitergespielt, so lange bis in der Verteidigung ein Trassee aufging. Erst wenn sich eine klare Torchance bot, schlugen die Visper zu, immer geduldig und praktisch nie mit einem übereilten Abschluss.


Einziger Lichtblick für den TV Solothurn war an diesem gebrauchten Abend die zweite Halbzeit. Nach dem «Stängeli» vor dem Seitenwechsel entschied der TVS immerhin Hälfte zwei für sich. Die 17 erzielten Tore sind für den TVS Saisonbestwert in einer Halbzeit, und mit 14 Gegentreffern konnten sich die Solothurner nach dem Pausentee deutlich fangen. Dennoch liefen die Gäste aus Visp nie Gefahr, dass das Spiel noch einmal eng werden könnte, zu gross war die Solothurner Hypothek.


Nun folgen für den TV Solothurn die «Berner Wochen». In den nächsten drei Spielen reist der TVS zuerst nach Biel zum Jurasüdfuss-Derby, bevor er Wacker Thun 2 / Steffisburg und Handball Bern zuhause empfängt. Dabei dürften vor allem die Aufgaben gegen die Seeländer und die Hauptstädter sehr schwierig werden. Biel ist in der Tabelle auf Rang drei und Handball Bern ist mit der Maximalausbeute punktgleich mit Leader WEST Crissier ganz vorne anzutreffen. Und beide Mannschaften sind offensiv ähnliche oder noch grössere Kaliber wie Visp. Der TV Solothurn tut also gut daran, so schnell wie möglich wieder zu gewohnter Verteidigungsform zu kommen, wie in den ersten drei Spielen.


Foto: Cornelia König-Zeltner


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