Das TVS-Schiff nimmt weiterhin keine Fahrt auf. Im Duell gegen Tabellenführer Bern wurde zwar nicht gerade ein Sieg erwartet, aber der Angriff war über 60 Minuten bedenklich harmlos. Am Ende stehen die Solothurner trotz nur 23 Gegentreffern auf verlorenem Posten.
Gaudenz Oetterli
Der Kampf des Schlachtkreuzers Handball Bern gegen die TVS-Fregatte endete mit dem Resultat, das in einem solch ungleichen Duell meistens eintrifft: Das mächtigere Schiff trägt den Sieg davon. Aufgrund der Rollenverteilung muss sich beim TVS somit keine übermässige Enttäuschung breit machen. Die Tatsache, dass man gegen das Team, das zu einem grossen Teil aus ehemaligen Klubkameraden besteht, jedoch nur wenig Offensives zustande brachte, ist aber dennoch bitter. Es war klar, dass mit Handball Bern in der eigenen Halle ein mächtiger Kreuzer auf dem Schlachtfeld erscheint. Und auch die Fregatte, die für Solothurn in See stach, war auf Vordermann gebracht. Die Crew war natürlich im Bruderduell gegen Bern motiviert, alle Spieler fit. Doch als die ersten Breitseiten ausgetauscht wurden, musste man sich fragen, ob die Ambassadoren denn genug Munition mitführten oder ob sie diese vergessen hatten.
Viel Kampf, wenig Zählbares
Der TVS glänzte diese Saison nie mit Offensivpower, doch gegen Bern schien das Problem noch einmal grösser zu sein. Nach dem ersten Treffer der Partie und nach über fünf Minuten dem Anschluss zum 2:3 stellten die Solothurner erst einmal das Feuer ein. Während neun Minuten prallten die Bälle der Gäste entweder am Berner Block oder am Torhüter ab, ehe Martin Beer zum 3:6 einnetzen konnte.
Da auch das Heimteam in der Mobiliar Arena im Angriff nicht unbestechlich wirkte, entwickelte sich in der Folge eine kämpferische Partie mit wenig Treffern. Die Vorteile lagen dabei jedoch stets bei Bern, das immer mit zwei oder mehr Toren vorne lag. Kurz vor dem Pausenpfiff hätte der TV Solothurn bei eigenem Ballbesitz die Möglichkeit gehabt, auf 10:11 zu verkürzen, doch nach einem technischen Fehler waren es wenige Sekunden vor der Sirene die Gegner, die einnetzten. Anstatt ein Tor Rückstand zur Pause waren es somit deren drei (9:12).
Versöhnliches Ende und kein kompletter Untergang
Wie immer nach einer solchen ersten Halbzeit hofft man nach dem Seitenwechsel auf eine Reaktion. Doch die TVS-Kanonen sollten auch nach Wiederaufnahme der Kampfhandlungen stumm bleiben. Und als Kampfhandlungen darf man die zweite Halbzeit getrost bezeichnen. Die Schiedsrichter weigerten sich beidseitig, bei groben Vergehen einzuschreiten, und die Partie wurde dadurch oft übermotiviert und mit unfairen Aktionen geführt. Würden sich die beiden Klubs, Trainer und Spieler nicht so gut kennen, hätte die Überforderung der Unparteiischen auch leicht eskalieren können. Zum Glück war dies den Spieler auf beiden Seiten bewusst.
Das Spielgeschehen indes ist schnell erzählt. Der TVS erzielte nach der Pause in zehn Minuten nur einen Treffer, und diesen erst noch per Siebenmeter. Da die Berner danach in jedem Angriff trafen und die Solothurner in jedem Angriff einen technischen Fehler verzeichneten, war die Partie bei 19:10 in der 40. Minute gelaufen. Das Timeout von TVS-Trainer Andri Tatarinoff zu diesem Zeitpunkt brachte zwar wieder etwas Ordnung in die Offensive der Ambassadoren, doch an einen Sieg war da schon nicht mehr zu denken.
Tim Weber, seines Zeichens Trainer von Handball Bern und Commodore des mächtigen Schlachtkreuzers, schickte für die restliche Spielzeit seine Rekruten ins Gefecht und schonte seine Veteranen. Der ehemalige NLB-Spieler Ardin Berisha, der zuvor acht Treffer aus acht Würfen erzielte, kriegte eine Pause, und die Jungtalente durften sich präsentieren. Das Duell wurde durch die schnelle Spielweise der Jünglinge dadurch etwas vogelwild, und der TVS konnte davon für etwas Resultatkosmetik profitieren. Die letzte Salve zum 23:17 feuerte wiederum Martin Beer per Penalty ab. Mehr lag an diesem Abend jedoch nicht drin.
Foto: Cornelia König-Zeltner
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